10 Denkfehler rund um´s Wachstum
1.Lahmen hat im ersten Lebensjahr überhaupt nichts zu bedeuten. Jeder Hund verspringt sich mal beim Toben.
Lahmheiten beim wachsenden Hund müssen sehr ernst genommen werden. Auch nur dezent sichtbare Lahmheiten können für das Tier im weiteren Verlauf fatale Folgen haben. Besonders bei grosswüchsigen Hunderassen treten verschiedene Erkrankungen, die eine Lahmheit verursachen, in dem ersten Lebensjahr auf. Zu diesen Erkrankungen zählen z.B. Entwicklungsstörungen im Ellenbogengelenk (Ellenbogengelenksdysplasie) oder Hüftgelenk (Hüftgelenksdysplasie). Werden diese Erkrankungen übersehen bzw. nicht ernst genommen, entwickeln sich in den Gelenken starke Arthrosen. Die Arthrosen können dann beim erwachsenen Hund zu einer permanenten therapieresistenten Lahmheit führen. Aber nicht nur die Gelenke sondern auch die "offenen" Wachstumsfugen sind beim wachsenden Tier mechanischem Stress ausgesetzt. Bei einem Trauma der Wachstumsfugen kann es dann zu deren frühzeitigen Verschluss kommen. Dieser provoziert im weiteren Wachstumsverlauf Gliedmassenfehlstellungen mit Gelenkinkongruenzen. Durch die Fehlbelastung der Gelenke entstehen wieder Arhrosen, die für das Tier permanent schmerzhafte Zustände bedeuten. Viele Erkrankungen können, wenn sie früh genug erkannt und richtig behandelt werden, den Hund vor permanenten Schäden und/oder Schmerzen bewahren.
2. Welpen und Junghunde grosser Rassen muss man keineswegs schonen, denn sie müssen zum muskelaufbau trainiert werden. Sie vertragen auch schon richtig lange Spaziergänge und legen sich hin, wenn sie wirklich nicht mehr können.
Eine ausgewogene Bewegung für das Tier ist sehr wichtig. Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke und der Knochen brauchen einen physiologischen Reiz, um sich normal zu entwickeln zu können. Bei jungen Tieren sind aber die Weichteil- und Knochenstrukturen noch nicht voll belastungsfähig ausgebildet.Es sollte darauf geachtet werden, dass wachsende Hunde nicht einem übertriebenen Training mit lang anhaltenden Belastungen der sich entwickelnden Knochen und Gelenke ausgesetzt werden. Aber auch ein absolutes Schonen der Tiere führt zur Unterentwicklung der Knochen, Gelenke und Muskulatur. Ein für jedes Tier und Rasse individuell angepasstes, spielerisches Training sorgt für die Gesundheit und Zufriedenheit des Hundes. Täglich 20 bis 40 Minuten Laufen, Schwimmen etc. ist für die meisten jungen Hunde (je nach Rasse) ausreichend.
3.Gesunde Gelenke sind nicht genetisch bedingt. Wenn ein Junghund im Wachstum skelettmässig okay ist, liegt das nur an der richtigen Fütterung.
Es gibt durchaus Gelenk- und Skeletterkrankungen, die genetisch bedingt sind. Die Ellenbogen- und Hüftgelenksdysplasie sind die am häufigsten auftretenden vererbbaren Gelenkerkrankungen. Bei diesen Erkrankungen spielt der genetische Einfluss eine Rolle, ist jedoch nicht allein für ihre Existenz verantwordlich. Nach Schätzungen soll z.B. die Hüftgelenkdysplasie etwa zur Hälfte auf die Vererbung zurückzuführen sein. Umweldfaktoren wie die Fütterung und Haltung spielen eine wichtige Rolle im Ausprägungsgrad der Erkrankung. So kann eine falsche Fütterung dazu führen, dass die genetisch bedingte Veranlagung der Erkrankung ausgelöst wird bzw. in seinen Symtomen potenziert wird.
4.Durch eine Extra-Portion Calcium als Futterzusatz können die Knochen junger Hunde gestärkt werden.Im Fertigfutter ist davon immer zu wenig enthalten.
Hunde und Katzen wachsen in den ersten sechs Lebensmonaten am schnellsten. Grosse Hunderassen sind im Alter von ca.10-16 Monaten ausgewachsen. Kleinere Rassen mit ca. 6 bis 12 Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die meisten Hunde ihr Geburtsgewicht um das Vierzig- bis Fünfzigfache vergrössert. Somit findet eine enorme Wachstums- und Entwicklungsphase in einem relativ kurzen Zeitraum statt. Es ist entscheidend für eine ungestörte Entwicklung und das Erreichen der normalen Erwachsenengrösse, dass die Jungtiere bereits in der Wachstumsphase ein ausgewogenes Futter erhalten. Entgegen der weit verbreiteten Meinung sollten weder Extra-Portionen Calzium noch Futtermittel mit einem sehr hohen Calzium und Phosphorgehalt an Hunde im Wachstum gefüttert werden Viele handelsübliche Hundefuttermittel weisen sogar einen leicht höheren als den empfohlenen Calcium und Phosphorgehalt auf. Daher decken diese Futtermittel mehr als ausreichend den Calcium- und Phosphorbedarf von wachsenden Hunden. Durch die Fütterung übermässiger Calciummengen können während des Wachstums Skelettentwicklungsstörungen insbesondere bei grosswüchsigen Rassen gefördert werden. Grundsätzlich sollten einer ausgewogenen und vollständigen Nahrung, die speziell für wachsende Hunde hergestellt wurde, keine Ergänzungsmittel beigemischt werden.
5.Dass man junge Hunde nicht zu schnell wachsen lassen soll, ist ein Märchen und kann von aussen überhaupt nicht gesteuert werden.
Eine restriktive Fütterung mit einem ausgewogenen Futter beeinflusst die endgültige Körpergrösse nicht. Hunde die restriktiv gefüttert werden, habe eine geringere Wachstumsrate. Sie erreichen aber trotsdem die normale Endgrösse, wenn auch etwas später, da sie überwiegend genetisch vorgegeben ist. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird bei ausgewogener Futterzusammensetzung durch die Energieaufnahme nachhaltig beeinflusst. Es ist ratsam, Junghunde so zu füttern, dass sie eine durchschnittliche, aber nicht maximale Wachstumsrate für ihre jeweilige Hunderasse erreichen. Es sollte zur Kontrolle regelmässig das Körpergewicht ermittelt und die Körperform beurtelt werden.
6. Übergewicht ist eher ein kosmetisches Problem bei Junghunden. Babyspeck hat bei der Skelettentwicklung noch keinem geschadet.
Übergewicht beim Junghund kann einen langfristigen Reiz für eine übermässige Gewichtszunahme darstellen. Die führt zu einer Prädisposition für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter. Und zu grössren Problemen, eine zu grösseren Problemen, eine eventuell erreichte Gewichtsreduktion auch auf Dauer beizubehalten. Die überfütterung provoziert eine maximale Wachstumsrate, die die Skelettentwicklung negativ beeinflusst. Die Muskel- und Fettmasse nimmt schneller zu, als die noch wachsenden Knochen und Gelenke tragen können. Die Folgen sind u.a überbelastungen und Fehlbelastungen der Gelenke und Bänder, die arthrotische Veränderungen und Knorpelentwicklungsstörungen verursachen können.
7.Häufiges Auf- und Absteigen langer Treppen ist sehr gesund für junge Hunde.
Auch die Wirbelsäule hat kleine Gelenke zwischen den einzelnen Wirbeln. Die Entwicklung der Wirbelgelenke ist vergleichbar mit der der Gliedmassengelänke. Diese Gelenke können somit besonders beim Treppensteigen mechanisch überbelasstet werden. Diese kann zu starken Arthrosen und Schmerzen sowie zu Fehlbelastungen der Bandscheiben bei Bewegung der Wirbelsäule führen. Auch hier gild der Grundsatz der ausgewogennen Belastung.
8.Das HD-Röngen ist für junghunde, mit denen man nicht züchten will, absolut überflüssig. Man kann sie eh nicht gesund röntgen.
Die Hüftgelenkdysplasie hat unbestritten einen hohen genetischen Einfluss. So sollte nur mit röntgenologisch und klinisch hüftgelenksgesunden Hunden gezüchtet werden. Eine im frühen Alter übersehene HD kann im Erwachsenenalter zu sehr schmerzhaften Prozessen durch Arthrosen im Hüftgelenk führen. Wenn die HD früh genug vom Tierarzt diagnostiziert wird, kann dieser rechtzeitig therapeutisch eingreifen, um die gefürchteten Arthrosen des Gelenkes zu verhindern.
9.Man muss seinem jungen Hund bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres Welpenfutter füttern.
Der Energiebedarf eines Welpen ist ungefär doppelt so gross wie der eines ausgewachsenen Hundes mit derselben Körpergrösse. Nach dem sechsten Lebensmonat sinkt dieser Bedarf parallel zu der sich verringernden Wachstumsrate des Tieres. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird bei ausgewogener Futterzusammensetzung durch Energieaufnahme nachhaltig beeinflust, siehe oben. In der Aufzucht sind nicht maximale, sondern optimale Zuwaschraten anzustreben. Die Fütterung bzw. das Futter sollte dem Lebensalter angemessen sein, damit es weder zu einer Energieüber- noch zu einer Unterversorgung kommt. Gerade bei grosswüchsigen Rassen muss entsprechend dem Alter das Futter abgestimmt werden.
10.Das Problem der Wachstumsstörungen lässt sich durch die sogenannte "Babykastration" lösen.
Die Geschlechtshormone beeinflussen zwar die Wachstumsintenstät, aber nicht die Entwicklung von Skelettentwicklungsstörungen. Das Knochenwachstum und die Gelenkentwicklung unterliegen komplexen hormonell beeinflussten Prozessen. Für einen gesunden, kräftigen Aufbau des passiven und aktiven Bewegungsapparats sollte der Hund erst nach Abschluss des Körperwachstums bzw. Skelett- und Gelenkreifung kastriert werden.
So ich hoffe das das leerreich und informatief ist ich habe es aus einer Hundezeitschrieft abgeschrieben.